Nichts beschäftigt die Menschen derzeit so sehr wie der Wunsch nach einem möglichst normalen Alltag – wie vor der Pandemie eben. Die Impfung ist hier der einzige und dauerhaft wirkungsvolle Weg, den es daher möglichst schnell zu beschreiten gilt. Mit dem digitalen Impfpass, der schon seit Ende 2020 im Gespräch ist, möchte die Bundesregierung einen einfachen und eindeutigen Nachweis der durchgeführten Impfung einführen. Wir geben einen Überblick.
Grundsätzliches: Was ist der digitale Impfpass?
Wir alle kennen den Impfpass als kleines gelbes, meist in den Tiefen irgendwelcher Schubladen verschwindendes Heftchen. Der digitale Impfpass soll das bisherige Modell ersetzen und angesichts der Notwendigkeit, die Impfung etwa bei Urlaubsreisen oder im Restaurant nachzuweisen, bundesweit eingeführt werden. In der dazugehörigen App werden alle aktuellen Impfungen aufgelistet und können Dritten bei Bedarf vorgelegt werden.
Damit erfüllt die digitale Variante des bisherigen Nachweises dieselben Funktionen wie der Impfpass im Papierformat – nur eben etwas smarter und vor allem fälschungssicher. Denn die digitale Signatur sowie die Tatsache, dass sie nur vom Arzt, einem Impfzentrum oder dem Gesundheitsamt vergeben werden kann, machen Betrügereien beim Impfnachweis nahezu unmöglich. Wer also nicht wirklich geimpft wurde, erhält auch keinen digitalen Impfpass.
Wird es eine Verpflichtung zur Nutzung geben?
Die Bundesregierung und alle EU-Staaten, die an der Entwicklung eines ähnlichen Modells arbeiten, betonen ausdrücklich, dass der digitale Impfpass freiwillig sein wird. Denn erstens verfügt nicht jeder über ein Smartphone, zweitens können die Geräte und damit im Zweifel die Signatur auch verloren gehen. Eine „analoge Alternative“, in diesem Fall den klassischen Papier-Impfnachweis, wird es also weiterhin geben.
Klar ist aber dennoch, dass Reiseveranstalter und andere Einrichtungen, in denen eine Vielzahl von Menschen „abgefertigt“ werden, stark von den Vereinfachungen durch den digitalen Nachweis profitieren. Denn die kleinteilige Kontrolle jedes einzelnen gelben Heftchens würde etwa durch die Angabe der Pass-Nummer und den automatischen Datenabgleich mit den bundeseigenen Serverdaten entfallen.
Ziel und Hintergrund der digitalen Impfpässe
Oberstes Ziel aller an der Entwicklung digitaler Impfnachweise beteiligten EU-Staaten ist es, schnellstmöglich wieder maximale Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union ermöglichen zu können. Mit dem Impfpass sollen Urlaubs- und andere Reisen für Geimpfte schon in Kürze wieder möglich sein. Gleichzeitig ist der Impfnachweis Teil der Digitalisierungsstrategie des Bundes, die einen Wechsel von analogen zu digitalen und einheitlichen Systemen Schritt für Schritt vorsieht.
Übrigens: Der digitale Impfpass soll nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums „Ende des zweiten Quartals 2021“ kommen. Damit wären Urlaubsreisen – sofern die App dann auch voll funktionsfähig ist – mithilfe des digitalen Passes schon in den Sommerferien wieder möglich. Und selbst wenn nicht: Das gelbe Heftchen gibt’s ja auch noch.
Wie kommen die benötigten Daten in die App?
Um die Impfpass-App möglichst schnell und umfassend mit Daten zu versorgen, sollen alle impfenden Stellen künftig entsprechende Zertifikate ausstellen können. Nach der Impfung erhalten Patienten einen QR-Code, den sie – ähnlich der Testergebnisse in der Corona-Warn-App – mit ihrem Smartphone einlesen können. Nach dem Datenabgleich und der Verifizierung wechselt der Status dann auf „geimpft“.
Um auf der einen Seite das Vertrauen der Bevölkerung nicht zu beeinträchtigen und auf der anderen Seite den Datenschutz zu gewährleisten, wird es keine zentralisierte Datenspeicherung mit Klarnamen oder anderen Identifikationsmerkmalen geben. Vielmehr sollen die mittels QR-Code ausgewerteten Impfdaten lediglich auf dem Smartphone gespeichert werden und auch beim Arzt nicht länger als notwendig verfügbar sein.
Muss ich gegenüber Veranstaltern die digitale Variante nutzen?
Nein, auch hier wird die Nutzung – wie oben bereits erwähnt – freiwillig bleiben. Entscheiden sich Nutzer allerdings zur Weitergabe der Impfdaten an Veranstalter, können diese den digitalen Impfpass mittels eigener Software auslesen. Das dahinterstehende Konzept ist mit klassischen Einlass- oder Ticketkontrollen, bei denen der Code abgescannt und verifiziert wird, vergleichbar.
Geht das Smartphone verloren, soll der Impfpass auf ein neues Gerät übertragbar sein. Um hier aber den Missbrauch von Impfdaten zu verhindern, können Veranstalter zusätzlich die Vorlage des amtlichen Personalausweises verlangen.
Datenschutz und Fälschungssicherheit
Besonders wichtig beim digitalen Impfpass ist die Fälschungssicherheit. Denn gibt es einmal eine Sicherheitslücke und wird diese bekannt, könnten „echte“ nicht mehr von Fake-Impfungen unterschieden werden. Damit würden erhebliche gesundheitliche Gefahren, insbesondere auf Großveranstaltungen, einhergehen.
Der einmal generierte digitale Impfpass soll kryptografische Verschlüsselungen enthalten, die eine Veränderung der gespeicherten Daten unmöglich machen. An der Entwicklung dieser Verschlüsselung sind unter anderem IBM, das BGM selbst und diverse Start-Ups beteiligt.
Ähnlich wie die Corona-Warn-App, soll der Quellcode der digitalen Impf-App öffentlichen zugänglich gemacht werden (Open Source). Auf diese Weise haben alle Bürger die Möglichkeit, die Struktur des Programms selbst auf versteckte Zusatzfunktionen, insbesondere was die Nutzung von Patientendaten angeht, hin zu überprüfen.
Fazit: Der digitale Impfpass kommt – und bringt viele Freiheiten
Die Bevölkerung ruft nach Digitalisierung – und nun kommt sie ausgerechnet beim Impfpass. Damit gehen sowohl für Reisende als auch Veranstalter viele Vorteile und „alte neue“ Freiheiten einher. Nach Angaben des BGM kommt der digitale Nachweis schon in weniger als zwei Monaten und damit pünktlich zu den großen Ferien. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die coronabedingt schnelle Digitalisierung weiterhin als Maßstab für die Zukunft genommen wird!