Corona hat unmittelbaren Einfluss auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens – sei es auf der Arbeit, in der Schule oder beim sozialen Miteinander in der Freizeit. Wo früher persönliche Treffen Standard waren, sind Videokonferenzen das neue Mittel der Wahl. Abseits von zahlreichen wirtschaftlichen und persönlichen Folgen hat die Pandemie Deutschland aber auch weitergebracht. Wir ziehen eine Bilanz zur Digitalisierung nach einem Jahr Covid-19.
Alternativlos: Umstellungen in Pandemie-Zeiten
Seit Beginn der Pandemie lautet das Credo: Kontakte reduzieren wo möglich, zuhause bleiben wann immer es geht. Nicht zwingend notwendige persönliche Treffen sollen weitestgehend vermieden und stattdessen auf später verschoben oder in digitaler Form abgehalten werden. Selbst Unternehmen und Behörden, die bislang eine sehr konservative Haltung beim Thema Digitalisierung eingenommen haben, sind plötzlich zum Umstieg gezwungen.
Denn: Das Ausweichen auf den digitalen Raum ist unvermeidbar, um zumindest große Teile von Wirtschaft und Verwaltung am Laufen zu halten. Meetings, die sich nicht ohne größere Schäden verschieben lassen, müssen zwangsläufig per Videokonferenz abgehalten werden. Vorstellungsgespräche mit dringend benötigen Mitarbeitern können unmöglich auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben werden – zu groß ist in vielen Branchen der Fachkräftemangel.
Selbst Behörden setzen, wenngleich sie in vielen Punkten weiterhin mit schlechtem Beispiel vorangehen, auf digitale Alternativen. Wo vorher persönliche Vorsprachen „unverzichtbar“ waren, laufen Verwaltungsverfahren plötzlich online. Mitarbeiter sind im Home-Office nachweisbar sogar produktiver als vor der Pandemie – womöglich, weil der Gedanke an einen früheren Feierabend und nicht mehr notwendiges „Zeitabsitzen“ im Büro eine erhebliche Motivationsstütze darstellt.
Vor- und Nachteile von Videokonferenzen: Was macht das mit uns?
Klar ist: Durch Corona sind Videokonferenzen nahezu alternativlos, Treffen mit großem Abstand je nach Raumgröße unpraktikabel. Sie bieten weitere Vorteile für alle Beteiligten. Einige Stichworte:
- Flexibilität und Zeitersparnis.
- Kostengünstig.
- Nachhaltig
- Familienfreundlich
Gleichwohl gibt es Nachteile, denn der Mensch kann seine soziale Aktivität nicht einfach ins Internet verlagern. Das ist zumindest nicht zielführend, wenn persönliche Kontakte auf der anderen Seilte nahezu vollständig wegfallen, wobei eine gesunde Balance zwischen beiden Welten keine größeren Probleme mit sich bringt. Die wohl größten und für alle Betroffenen spürbarsten Nachteile sind unter anderem:
- Fehlende soziale Interaktion.
- Mangelnder Austausch abseits von Arbeitsthemen.
- Konzentrationsschwierigkeiten
Auch der „Kaffeeklatsch“ mit Kollegen fällt im digitalen Büro quasi ersatzlos weg. Man trifft sich nur, wenn es notwendig ist – sich auf dem Flur oder in der Kantine zu begegnen, ist schlicht nicht möglich.
Was nimmt Deutschland für die Zukunft mit?
Die wohl wichtigste Botschaft, die sowohl in der Führungsebene als auch beim einzelnen Mitarbeiter ankommt, ist: Es geht ja doch! Langfristig profitieren Wirtschaft und Verwaltung von einer noch größeren Flexibilität bei zahlreichen Prozessen, denn die Pandemie zeigt, dass sich zahlreiche Arbeiten ohne größere Probleme vom Home-Office aus erledigen lassen. Die Ausrede „nicht möglich“ zieht hier in Zukunft nur noch eingeschränkt.
Insgesamt werden wir in den nächsten Jahren einen rasanten Ausbau der digitalen Infrastruktur mit neuen und noch deutlich flexibleren Arbeitszeitmodellen erleben. Möglich ist in vielen Branchen eine zielorientierte Arbeitsweise, wie sie sich während des letzten Jahres vermehrt etabliert hat. Mitarbeiter werden also nicht mehr an der Anwesenheitsdauer oder ihrer Motivation gemessen, sondern einzig am Ergebnis ihrer Arbeit.
Dieser Punkt ermöglicht auch eine noch freiere Zeiteinteilung, die wiederum das Zusammenleben mit Partner und Kindern verbessert. Wer am Wochenende einige Stunden Zeit hat, spart sich diese in den kommenden Wochen und Monaten. Wer schneller ist als Kollegen, wird automatisch mit mehr Freizeit belohnt. Grobe Rahmen- und Zielvorgaben reichen hier aus, um das Arbeitsklima merklich zu verbessern.
Weitere Punkte, von denen wir in Deutschland während und nach der Pandemie profitieren (werden), sind:
- Kommunikation mit Behörden wird einfacher: Anträge können online gestellt, Bescheide im digitalen Postfach abgerufen werden.
- Prozesse werden beschleunigt: Wegfallende Postlaufzeiten und redundante Arbeiten fallen weg, im Fokus steht die Kerntätigkeit.
- Weniger Auto, mehr Zeit: Wer weniger pendelt, spart sich Zeit, Stress und schont noch dazu die Umwelt.
Diese und viele weitere Punkte sind nur ein kleiner Ausblick in die Zukunft, wobei Deutschland nur durch den Gang mit der Zeit seine Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten wird. Das gilt sowohl landesintern als auch im Vergleich mit anderen Staaten.
Bildung im Fokus: Das könnte sich in Schulen tun
Schulen und die damit verbundene Präsenzpflicht für Schülerinnen und Schüler konnten während der Pandemie ebenfalls nicht im bisherigen Ausmaß aufrechterhalten werden. Auch hier erleben große Teile der Bevölkerung eine – zumindest langsam – zunehmende Digitalisierung, sei es mit Home-Schooling oder der besseren Ausstattung mit digitalen Endgeräten.
Letztere könnten uns auch in Zukunft weiterbringen, denn Stift und Papier rücken auch in der Schule immer weiter in den Hintergrund. Klar ist auf der anderen Seite, dass Kinder und Jugendliche vom sozialen Austausch im Klassenzimmer, auf dem Pausenhof und in der Mittagsbetreuung enorm profitieren – eine vollständige Umstellung auf die digitale Alternative ist hier Studien zufolge fehl am Platz. Sinnvoll ist aber die Möglichkeit für Schüler, im Fall der Fälle auch von zuhause aus am Unterrichtsgeschehen teilnehmen zu können.
Fazit: Veränderungen sind sichtbar und unvermeidbar
Schon heute, nach einem Jahr Pandemie-Ausnahmezustand, macht Deutschland und seine Wirtschaft sowie die Verwaltung deutliche Fortschritte bei der Digitalisierung. Corona fungierte und fungiert hier quasi als „Booster“, der Verantwortliche zu einem Umdenken zwingt. Die vielerorts gemischten, in zahlreichen Bereichen aber auch sehr guten Erfahrungen der Vergangenheit werden sich in Zukunft fortsetzen.
Für uns heißt das vor allem: Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Umweltschutz und eine vereinfachte Kommunikation mit Behörden und Unternehmen. Man darf in jedem Fall gespannt sein!