Die laufenden Veränderungen in der digitalen Welt zeigen auch Auswirkungen darauf, wie Unternehmen Daten erfassen und analysieren. Während das Client Side Tracking lange Zeit als Standard galt, rückt zunehmend das Server Side Tracking in den Fokus.
So stehen viele Unternehmen vor der Frage: Ist der Wechsel wirklich sinnvoll, oder überwiegen doch die Nachteile? Der folgende Artikel stellt die Funktionsweise, die Vorteile und auch die Herausforderungen des Server Side Trackings vor – und zeigt, in welchen Fällen sich der Aufwand tatsächlich lohnt.
Wie funktioniert Server Side Tracking?
Beim klassischen Client Side Tracking, das beispielsweise über den Google Tag Manager (GTM) oder andere Tools umgesetzt werden kann, sendet der Browser des Nutzers Tracking-Daten direkt an Drittanbieter − also zum Beispiel an Google Analytics, Meta oder Werbenetzwerke.
Diese Methode bringt jedoch einige Nachteile mit sich: Sie ist unter anderem anfällig für Ad-Blocker, kann die Ladezeiten der Website negativ beeinflussen und unterliegt immer strengeren Datenschutzbestimmungen.
Im Gegensatz dazu läuft das Server Side Tracking über einen zwischengeschalteten Server ab. Die Website sendet die Tracking-Daten zunächst an einen eigenen oder gemieteten Server. Dieser verarbeitet die Daten und leitet sie anschließend an die gewünschten Drittanbieter weiter. Auf diese Weise behalten Unternehmen mehr Kontrolle über die gesammelten Daten, können gleichzeitig die Datenqualität verbessern und sich zudem besser nach den aktuellen Datenschutzrichtlinien richten.
Warum gewinnt das Server Side Tracking an Bedeutung?
In den letzten Jahren haben sich die Bedingungen für das digitale Tracking erheblich verändert.
Neue Datenschutzverordnungen, wie zum Beispiel die DSGVO, die Datenschutz-Grundverordnung in der EU oder der CCPA, der California Consumer Privacy Act, in den USA schränken die Möglichkeiten der Datenerfassung zunehmend ein.
Zudem setzen bedienen sich mehr Nutzer speziellen Tracking-Schutzmechanismen, wie zum Beispiel:
- Browser-Sicherheitsfeatures (beispielsweise. Safari’s ITP – Intelligent Tracking Prevention)
- Ad-Blockern (beispielsweise uBlock Origin, AdGuard)
- Privacy-orientierten Betriebssystemen und Geräten (beispielsweise Apple’s App Tracking Transparency)
Diese Entwicklungen führen dazu, dass herkömmliche Client Side Tracking-Methoden immer weniger verlässliche Daten liefern. Und genau an diesem Punkt kommt das Server Side Tracking ins Spiel. Es ermöglicht nicht nur eine höhere Datenqualität − es verbessert auch die Kontrolle über Weitergabe und Speicherung sensibler Informationen.
Eine praktische Lösung zur Implementierung besteht beispielsweise darin, das Server Side Tagging mit GTM einzurichten. Dadurch kann die Datenverarbeitung über eine eigene Infrastruktur laufen, bevor sie an Analyse- oder Werbeplattformen weitergegeben wird. Dies reduziert den direkten Kontakt zwischen dem Browser des Nutzers und den Drittanbietern erheblich.
Diese Vorteile bietet das Server Side Tracking
Weniger Datenverluste durch Ad-Blocker und ITP
Da die Daten über einen Server verarbeitet werden, sind sie weniger anfällig für die Blockierungsmechanismen moderner Browser oder Werbeblocker. Nutzer mit aktiviertem Intelligent Tracking Prevention (ITP) oder Ad-Blockern hinterlassen auf den Server Side Tracking-Lösungen also weiterhin wertvolle Datenpunkte.
Höhere Datenqualität und Konsistenz
Beim Client Side Tracking kann es zu Problemen kommen, sofern die Drittanbieter-Tags nicht vollständig geladen werden oder Cookies blockiert sind. Das Server Side Tracking stellt sicher, dass gesendete Daten konsistenter, vollständiger und genauer sind.
Bessere Kontrolle über Nutzerdaten
Da der Server als Zwischenschicht fungiert, können Unternehmen genau steuern, welche Daten an welche Drittanbieter gesendet werden. Dies ist eine große Hilfe, wenn es darum geht, die Datenschutzrichtlinien einzuhalten und gleichzeitig wichtige Insights zu erhalten.
Schnellere Ladezeiten der Website
Jedes Tracking-Script, das im Browser des Nutzers ausgeführt wird, beeinflusst die Ladezeit. Durch die Verlagerung der Verarbeitung auf einen Server wird die Anzahl der Browser-Requests reduziert, wodurch die Performance der Seite verbessert wird.
Welche Nachteile sind zu beachten?
Trotz der zahlreichen offensichtlichen Vorteile bringt das Server Side Tracking auch einige Herausforderungen mit sich.
Höhere Implementierungskosten
Während das Client Side Tracking mit nur wenigen Klicks eingerichtet werden kann, erfordert Server Side Tracking mehr Aufwand. Die Unternehmen müssen entweder einen eigenen Server bereitstellen oder eine Cloud-Lösung − beispielsweise Google Cloud oder AWS − nutzen. Damit gehen zusätzliche Kosten für Hosting, Wartung und Infrastruktur einher.
Technische Komplexität
Die Einrichtung des Server Side Trackings erfordert ein gewisses technisches Know-how. Während GTM bereits für eine erhebliche Erleichterung sorgt, ist dennoch eine präzise Konfiguration nötig. Die Unternehmen müssen sich also um die Datenverarbeitung, die Sicherheit und die Integration in bestehende Systeme kümmern.
Datenschutzrechtliche Verantwortung
Mit der größeren Kontrolle kommt auch mehr Verantwortung. Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass die erfassten Daten konform mit geltenden Datenschutzgesetzen verarbeitet werden. Insbesondere bei sensiblen Daten ist genau zu prüfen, welche Informationen weitergegeben werden dürfen.
Direkter Vergleich: Client Side vs. Server Side Tracking
- Datenverlust durch Ad-Blocker
- Client Side: Hoch – die Daten können blockiert werden
- Server Side: Gering – die Daten werden serverseitig verarbeitet
- Datenschutzkontrolle
- Client Side: Eingeschränkt – die Daten gehen direkt an Drittanbieter
- Server Side: Hoch – die Unternehmen haben mehr Kontrolle
- Implementierungsaufwand
- Client Side: Gering – die Standard-Setups sind einfach umzusetzen
- Server Side: Hoch – der Server muss eingerichtet und verwaltet werden
- Ladezeiten der Website
- Client Side: Nimmt negativen Einfluss
- Server Side: Verbessert die Ladezeiten
- Kosten
- Client Side: Gering
- Server Side: Höher (erfordert eigene Infrastruktur)
Für wen lohnt sich der Wechsel auf Server Side Tracking?
Nicht jedes Unternehmen benötigt unbedingt eine Server Side Tracking-Lösung. Allerdings lassen sich doch einige klare Anwendungsfälle ausmachen, in denen sich der Mehraufwand lohnt:
E-Commerce-Unternehmen mit hohem Werbebudget: Diejenigen, die stark auf datengetriebenes Marketing setzen, profitieren von den genaueren Conversion-Daten.
Unternehmen mit hohen Datenschutzanforderungen: Wer seine Kundendaten besonders sensibel handhaben muss, verbessert durch das Server Side Tracking die Kontrolle über die Informationen.
Unternehmen mit Performance-Problemen: Langsame Webseiten durch zu viele Tracking-Skripte? Eine Verlagerung der Datenverarbeitung sorgt für eine spürbare Verbesserung.
Große Webportale und Medienunternehmen: Sehr große Datenmengen erfordern eine effiziente und robuste Tracking-Lösung.
Ist der Aufwand gerechtfertigt?
Das Server Side Tracking ist zweifellos eine leistungsstarke Lösung, die zahlreiche Vorteile bietet – aber dennoch nicht für jedes Unternehmen die richtige Wahl ist.
Firmen, die viel Wert auf Datenqualität, Datenschutz und Performance legen, sollten allerdings ernsthaft über den Umstieg nachdenken. Die Implementierung erfordert jedoch einiges an Zeit, Budget und technischem Know-how. Diese Faktoren sollten nicht unterschätzt werden.
Für kleinere Websites oder Unternehmen, die keine umfassenden Datenanalysen benötigen, reicht das klassische Client Side Tracking in der Regel aus. Wird jedoch nach einer präziseren Datengrundlage und langfristiger Kontrolle im Rahmen der Tracking-Mechanismen gestrebt, sollte sich mit dem Server Side Tracking intensiv auseinandergesetzt werden.
Der Aufwand kann sich lohnen – vorausgesetzt, die technischen und finanziellen Voraussetzungen stimmen.